So stellen wir die Frage ja kaum, aber es ist eine der ganz grossen Grundsatzfragen. Ist unsere Welt geschaffen, oder ist das was wir sehen und beobachten alles? Beantworten können wir diese Frage, aber nicht beweisen, da wir selber Teil der Frage sind. Ich bin nicht selber auf diese Antwort gekommen, aber sie hat viel für sich: Dass wir Menschen uns überhaupt Gedanken darüber machen können, wer wir sind, dass wir ein Bewusstsein haben, kann doch darauf hinweisen, dass es schon vor uns, dass es ausserhalb von uns Bewusstsein gibt.
Ich weiss, die klassische aufgeklärte Meinung ist, dass wir uns das Bewusstsein nur einbilden, dass es ein Produkt der Evolution ist. Diese Erklärung braucht meiner Meinung nach wesentlich mehr Glauben. Ist es Teil unserer Erfahrung, dass aus nichts etwas wird?
Ein Produkt ist immer Ausdruck seines Schöpfers. Warum sollten wir da nicht von uns auf unseren Erschaffer schliessen können? Da wir eine Persönlichkeit haben, ist es doch naheliegend, dass Gott persönlich ist. Schon auf den ersten paar Seiten der Bibel wurde es so erklärt: Wir sind nach dem Wesen Gottes geschaffen. Irgendwie gleichen wir ihm. Wer ohne Gott auskommen will, bezeichnet das als Projektion. Wir stellen uns unseren Gott so vor, wie wir selber sind, und das wird dann als primitiv belächelt.

Wenn wir über unseren Ursprung nachdenken, dann kommen wir sehr schnell an diese Grundsatzfrage: Gott ja, oder nein? Egal wie ich mich entscheide, ich kann den Entscheid nicht auf Wissen gründen, sondern ich muss Glauben. Aber abhängig von dieser ersten Entscheidung, fallen die weiteren Erklärungen über Sinn und Unsinn des Lebens unweigerlich ganz verschieden aus.

Dass wir ohne Einfluss  von Intelligenz von Aussen entstanden sind, braucht meiner Meinung nach sehr viel mehr Glauben, aber verlockend an dem Ansatz ist, dass wir einer anderen Frage ausweichen können, nämlich dieser: Wenn wir geschaffen sind, was geht uns dieser Gott an? Hat uns nämlich jemand bewusst erschaffen, dann haben wir etwas miteinander zu tun! Der Gedanke erscheint dem Autonomie liebenden Menschen bedrohlich, aber sollte er der Realität entsprechen, dann ist jede andere Annahme eine grobe Form von Selbstbetrug. Ich beobachte in unserer Kultur viele Ausdrücke dieser Selbstzentriertheit. Der Mensch, der sich zum Mass der Dinge macht, ist zu sehr viel Unfug fähig. Schon nur diese Tatsache führt mich zur Überzeugung, dass es gesünder für uns ist, von der Existenz Gottes auszugehen.

Gäbe es Gott nicht, man müsste ihn erfinden! Es kann uns nichts genialeres passieren, als ein Gegenüber zu haben. Aus der Psychologie wissen wir, dass sich das Ich am Du bildet. Ohne Gegenüber werde ich nicht zur Persönlichkeit. Ohne Du kein Ich – warum sollte das nicht auch im tiefsten Ursprung unseres Lebens seine Gültigkeit haben? Und sehnen wir uns nicht alle danach?

In dem Zusammenhang taucht erneut eine uralte Frage auf: Mag ja sein, dass es diese Person ausserhalb von Raum und Zeit gibt, aber die ist so gross, und so weit weg, die sucht doch nicht den Kontakt mit mir! Wenn sie schon den Kontakt sucht, dann mit ein paar wenigen, quasi Stellvertretern, den besonders heiligen. Dieses Denken hat in der Geschichte der Menschen auch schon viele ungute Blüten getrieben, und ist sicher ein Hauptgrund, dass viele Menschen nichts mit Gott zu tun haben wollen. Nicht wegen Gott, sondern wegen denen, die stellvertretend in seinem Namen Unfug getrieben haben, oder Unfug treiben.

Für mich kommt an dem Punkt der eigentliche Hammergedanke: Wenn wir gestrickt sind wie Gott, der uns gemacht hat, wenn er genau so auf das Du ausgerichtet ist, wie wir, wenn es das Wesen des Universums ist, der ganzen geschaffenen Ordnung, auf Gott hin designt zu sein, dann ist der gesunde Normalzustand, dass jeder Mensch diesen Draht zu Gott hat! Man lasse mal alle Erfahrungen beiseite, und stelle sich das vor! Das wäre ja das Paradies auf Erden! Keine Exklusivbeziehungen! Jeder Mensch direkt an der Quelle der Weisheit, des Lebens, der Wahrheit angeschlossen! In einem freundschaftlichen Dialog mit seinem Entwickler. Jeder Mensch könnte wirklich in etwas hineinwachsen, wozu er geschaffen wurde.
Das ist weit weg von unserer Wirklichkeit. Wir sind uns selbst die grössten Feinde. Immer wieder treibt uns der Drang, es selber zu schaffen, weg aus dieser Beziehung, und je mehr wir es auf eigene Faust versuchen, umso kälter wird es. Die Bibel erzählt über Jahrtausende Geschichten von Menschen, Familien und Völkern, die, sobald sie sich stark genug fühlten, es wieder auf eigene Faust versuchten, bis sie vor einem Scherbenhaufen standen. Sie erzählt aber auch unzählige Geschichten, wie Menschen wieder an die Quelle fanden, und ganze Nationen zu neuer Blüte kamen.
Wir Europäer leben noch davon, dass wir mal an der Quelle waren, und viele positive Wachstumsschritte über Generationen zum Tragen kommen durften. Aber mit zunehmender Macht schrieben auch wir uns den Erfolg immer mehr selber zu, und erklärten, über die Vorstellung von Gott hinausgewachsen zu sein. Der Niedergang ist offensichtlich, wo kein vis à vis mehr ist, dreht sich bald alles nur noch um sich selbst. Wo die persönliche Ewigkeitsdimension fehlt, herrscht kühl berechnender, von Minderwert geprägter Egoismus. Es ist kalt und okkult geworden.
So muss es nicht bleiben, seien wir nicht zu stolz dazu!

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