Wir sind uns gewohnt, vieles zu berechnen. Berechnungen vertrauen wir oft mehr, als sonst irgend etwas. Woran mag das liegen? Wenn wir etwas berechnen können, haben wir gern den Eindruck, dass wir mit dem Resultat der Wahrheit näher kommen. Aber stimmen unsere Formeln? Meist sind unsere Berechnungen sehr menschlich, aber das Reich Gottes ist mehr als menschlich. Damit hätten wir ja auch schon die erste Formel:

Reich Gottes > menschlich.

Ein wesentliches Merkmal des Reiches Gottes ist es, dass es unser Denken immer sprengt. Dass es immer grösser ist, als wir uns vorstellen können. Ohne die übernatürliche Komponente, ist es nicht Reich Gottes. Grösser als das Menschliche heisst aber auch: unsere Welt, unser Erleben, unser Raum ist miteinbezogen in das Reich Gottes. Das Reich Gottes ist nicht irgendwo, sondern hier in unserer Welt, aber reicht weit über diese hinaus. Die nächsten Formeln bringt davon etwas zum Ausdruck:

100% persönliches Engagement * Input des Heiligen Geistes = 100% persönlicher Erfolg ‡ Reich Gottes
100% persönliches Engagement * Input des Heiligen Geistes = 100% Gottes Erfolg = Reich Gottes.

Grundsätzlich sagen die Formeln mal aus, dass in beiden Fällen 100% von mir verlangt wird. Reich Gottes ist in dieser Welt. Ohne uns geht nichts, das liegt in der Art der Sache, aber da liegt auch die grösste Herausforderung: Nur mit mir, wird’s nichts! Das macht es für uns schwierig, in der konkreten Situation zu erkennen, was jetzt Reich Gottes ist, und was nicht.
Wenn zwei das selbe tun, ist es nicht das selbe. Im ganz Gewöhnlichen fällt es uns oft schwer, die übernatürliche Komponente zu erkennen. Und es fällt uns schwer, im Alltäglichen mit der übernatürlichen Komponente zu rechnen. Nur zu leicht ziehen wir uns auf das Machbare zurück.
Der bekannteste Trick, um dieser Spannung aus dem Weg zu gehen ist der: Wer Zeichen und Wunder erleben will, lässt das Weltliche hinter sich, gibt sich ganz in den Dienst an den Benachteiligten, vertraut dass Gott ihn versorgt (= Freundeskreis) und erlebt so vielleicht tatsächlich die Zeichen und Wunder. Das muss nicht falsch sein, aber häufig reproduziert der Lebensstil wenig lebensfähiges, weil er in den Niederungen des Natürlichen nicht Erlösung bringt.

100% Zeichen und Wunder * 0% persönliches Engagement ‡ Reich Gottes.

Die Formel klingt jetzt hart, ist aber letztlich so. Gott ist nicht dazu da, unsere Probleme zu lösen, und wenn er es manchmal trotzdem tut, dann einfach, weil er uns noch einmal eine Chance geben will, aber das Wesen des Reiches Gottes ist es nicht. Hier die Formel, wie Gott Probleme löst:

(1 Sohn + 1 Vater + 1 Heiliger Geist) * (< 1 Mensch in Schwierigkeiten) = lebensfähige Menschen, die wiederum andere freisetzen können.

Ergänzung und Freisetzung sind Schlüsselwerte im Reich Gottes. Schon das göttliche Dreamteam setzt voll auf Ergänzung, und ist uns damit Modell für all unser Handeln. Einer ist keiner. (1 = 0) Im Reich Gottes soll Multiplikation stattfinden, und mit 1 multiplizieren bringt es nicht!
Eine weitere Formel zeigt auch sehr schön, wie natürlich und übernatürlich in einander verwoben sind. Rick Warren formulierte es so: „Good ideas become great successes only when converted into simple actions.“ Gute Ideen werden nur zu einem grossen Erfolg, wenn sie in einfache Schritte übersetzt werden.

Vision/(x * Aktion) = Transformation

Die Formel gefällt mir! Es ist der härteste Job den wir haben, aber den können nur wir tun, sonst wären wir nicht Menschen: Die grossen Visionen hinunter brechen in verdaubare Portionen, übersetzen in den oft zu gewöhnlichen Alltag, so dass dieser etwas Ewigkeitsgeruch bekommt, Hoffnung und Leben aufkeimen kann, veränderte Leben sich entfalten können, die viel mehr reflektieren, als die Summe ihrer Anstrengungen.

PS: diese Formeln sind natürlich Spielereien, aber vielleicht sind sie doch da und dort hilfreich, die Dinge mal einwenig anders zu sehen. Inspirieren Dich die Gedanken zu anderen Formeln? Dann lass es mich wissen, ich bin gespannt!

2 comments on “Mathematik im Reich Gottes

  • Hi Tobias!
    Ja, bald werden wir ja wieder die Möglichkeit haben, zusammen zu diskutieren, aber zuerst hast Du ja noch eine Menge vor!
    Wenn ich Deine Reaktion lese, geht mir als erstes der Artikel „Layer“ durch den Kopf, den ich noch gar nicht publiziert habe. Jedes Thema ist vielschichtig, und wenn man nicht von der gleichen Schicht ausgeht, kann man sich nicht verstehen.
    Ja, das Problem mit der Sünde hat er aus dem Weg geräumt. Von daher gesehen, sind wir ohne Ihn nichts. Aber mit ihm sind wir Söhne, Erben, befähigt und autorisiert, in seinem Namen zu handeln. Erlösung ist nicht Endstation, sondern Ausgangspunkt. Hier fängt das Leben erst an. Und in diesem neuen Leben will er uns als Problemlöser sehen. „Gebt Ihr ihnen zu essen“ hat der den Jüngern zum Beispiel gesagt, und dann das Problem selber gelöst, ich weiss. Aber das ist ja gerade die Herausforderung des Formelpaares:
    100% persönliches Engagement * Input des Heiligen Geistes = 100% persönlicher Erfolg ‡ Reich Gottes
    100% persönliches Engagement * Input des Heiligen Geistes = 100% Gottes Erfolg = Reich Gottes.

    Und das ist eine Spannung, der wir gerne ausweichen. Es gibt viele Varianten, wie der Spannung ausgewichen wird. Eine besonders fromme ist diejenige, das Materielle auszublenden, und sich nur noch um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern: um alles was geistlich ist. Damit sage ich nicht, dass nicht viele Menschen berufen sind, diesen Weg zu gehen. Ich habe schon ein paar dazu ermutigt, aber ich beobachte eine Falle. Ein tschadischer Freund, Englischlehrer, älter als ich, und engagiert in der Kirche vor allem für die Jungen, hat es einmal so ausgedrückt: Jahrzehnte lang haben wir den Jungen gesagt, sie sollen sich aus der Welt raus halten, und jetzt sind wir erstaunt, dass es niemand von unseren Leuten schafft, Arbeitsplätze zu schaffen. Warum hat Afrika so viele Christen, und bleibt in Armut?
    In aller Regel sind es nicht die Missionare, die allem weltlichen abgesagt haben, und in die Mission gehen, die dann Arbeitsplätze schaffen. Aber ein Evangelium, das nicht auf Erden ankommt, ist nur die halbe Miete.
    Jetzt will ich noch den „Layer“ publizieren 🙂

  • Hey Markus, spannend deine „Formeln“ zu lesen! Was meinst du damit, dass Gott nicht dafür da ist unsere Probleme zu lösen? – Ist er nicht gerade als Gott in Jesus Christus derjenige und einzige der unsere Probleme löst. Ja der alle menschlichen Probleme löst?
    Weiter finde ich spannend, was du über diejenigen schreibst die sich voll auf Gottes Fürsorge (= Freundeskreis) verlassen. Was meinst du mit einem „Lebensstil, der wenig lebensfähiges reproduziert“? Was sagst du unseren Freunden, die in der Mission sind?
    Ich bin sehr gespannt deine Antworten zu lesen. Deine Gedanken „stretchen“ die meinen immer wieder – super!
    ä liebe Gruess
    tobias

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert