Am liebsten hätten wir Menschen ein Kochbuch, in dem steht, wie man das Leben organisiert. Klare Anweisungen, die uns das Denken und ausprobieren abnehmen. Man nehme dies, man nehme das, rühre, koche, backe. Am beliebtesten wären sicher die 3 – Minuten – Rezepte. Es ist der bequemste Weg, wenn einer genau sagt, was richtig und was falsch ist, und vor allem, was man tun muss, damit es gut kommt, damit man Erfolg hat.
Das haftet allen Religionen an. Sie bieten Rezepte fürs Leben. Unzählige Bewegungen sind beim Versuch, es richtig zu machen, in der Gesetzlichkeit gestrandet. Wir möchten unser Leben so gerne im Griff haben, und schauen uns nach den paar Prinzipien um, die uns ein erfülltes Leben, oder gar das ewige Leben versprechen. Über Kurz oder Lang werden sie zum Gefängnis. Auf unserem Globus gibt es viele solche Gefängnisse, die sich zum Teil schon Jahrtausende halten, und ganze Völker in den Klauen haben. Über viele Generationen werden Ressourcen gebunden, Menschen unterdrückt und krank. Aus der Erlösung ist nichts geworden!
Kein Wunder, dass wir unsere Bedenken haben, wenn wir die Gesetze im alten Testament der Bibel lesen. Unsere Beziehung zu Gesetzen und Ordnungen ist wirklich ambivalent. Aber hier ist etwas grundlegend anders, und wahrscheinlich ist es unser Hang zu den Kochrezepten, der uns den Blick dafür immer wieder vernebelt. Da steht ganz am Anfang:
„Ich bin der Herr, Dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.“ Gott hat die jüdischen Sklaven aus Ägypten befreit, bevor er ihnen Ordnungen für das Leben gegeben hat. Gratis und Franko. Ohne Vorleistung. Weil er zu hundert Prozent weiss, dass wir es nie schaffen werden, Ihm aus eigener Kraft zu gefallen. Wir werden es nie schaffen, uns selber zu erlösen, und doch versuchen wir es immer wieder. Jesus sagte: niemand kommt zum Vater, ausser durch mich. Auch für die Reformatoren, war das die grosse Wiederentdeckung: „allein aus Gnade“.
Wenn wir diese Wahrheit doch nur wirklich annehmen könnten! Dann könnten wir auch die Ordnungen, die Gott uns Menschen gegeben hat, gelassener annehmen, und aus Dankbarkeit umsetzen. Die Bibel erzählt die Geschichte der Befreiung jüdischer Sklaven, und wie diese mit viel auf und ab mit Gott unterwegs waren. Wer die Geschichten liest, staunt wie unverkrampft da immer wieder von Fehlern und Rückschlägen geschrieben ist. Das sind nicht Geschichten, die zur Selbsterlösung anleiten, und doch tappen gerade wir Frommen immer wieder in diese Falle, die zur Selbstgerechtigkeit führt, die Jesus bei den geistlichen Führern seiner Zeit aufs schärfste verurteilt hat.
Zugegeben, wir Menschen sind stolz, und entsprechend zäh ist es für uns, zu akzeptieren dass Erlösung geschenkt ist. Wir brauchen zuerst und immer wieder Erlösung aus der Sklaverei. Die können wir uns nur schenken lassen. Es ist hart und braucht Demut, sich diese geistliche Armut einzugestehen, aber mit diesem Schritt, durchschreiten wir ein Tor, in eine neue Dimension. Jesus hat nur einmal von Bekehrung geredet. Nikodemus, einem jüdischen Gelehrten, hat er gesagt: wenn Du nicht von neuem geboren wirst, kannst Du das Reich Gottes nicht sehen.
Wir sind befreite Sklaven, und die Ordnungen, die Gott uns gibt, sind nicht in der Absicht gegeben, uns wieder zu versklaven. Sie sind gute, notwendige Grundlagen für gelingendes Leben. Wenn wir mit dieser Grundhaltung die Gebote der Bibel erforschen, werden wir viele wertvolle Grundlagen zu den Herausforderungen unserer Zeit entdecken. Die Gebote sind uns nicht zum Heil gegeben, aber sehr viel Heilung wäre möglich.

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